Coburger Glaspreis 2022

Magisch und am Puls der Zeit

Ein zerbrechliches Material, filigrane Muster, leuchtendes Farbspiel: Bei der großen Werkschau zum Coburger Glaspreis 2022 verzaubern neueste Glaskunstwerke die Besucherinnen und Besucher. 400 internationale Künstlerinnen und Künstler sind der Ausschreibung zu Europas wichtigstem Wettbewerb für zeitgenössische Glaskunst gefolgt. 90 schafften es in die engere Auswahl. Ihre Werke sind vom 10. April bis 25. September auf der Veste Coburg und im Europäischen Museum für Modernes Glas in Rödental zu sehen. Am Vortag der Ausstellungseröffnung findet die Preisverleihung statt; der 1. Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Anschließend ist das Publikum gefragt, ebenfalls seinen Favoriten zu küren. Schon jetzt verspricht die Schau, eines der großen Highlights in dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahr des Glases 2022 zu werden.

Die Bandbreite der gezeigten Objekte reicht von Gefäßen, Glasmalereien und Skulpturen bis hin zu raumgreifenden Installationen, Mixed Media-Werken und Leuchtobjekten. Kunst oder Kunsthandwerk – diese Frage stellt sich bei moderner Glaskunst schon lange nicht mehr. Es sind vor allem die magischen Fähigkeiten und Überraschungseffekte des Werkstoffs Glas, die heute Künstler unterschiedlichster Ausbildung in ihren Bann ziehen. 

Faszinierend sind in Coburg aber nicht allein die enorm vielfältigen Verarbeitungstechniken und die immer raffinierteren Kombinationen mit anderen Materialien und Medien. Viele der eingereichten Arbeiten beschäftigen sich mit hochaktuellen gesellschaftlichen Fragen – etwa zu Klimawandel, Nachhaltigkeit oder politischer Unterdrückung. Da ist zum Beispiel eine 500 kg schwere, ovale Kristallglasplatte, die mit ihrer schmelzartigen Oberflächenstruktur und dem Titel „Tuvalu“ auf den gleichnamigen, vom ansteigenden Meeresspiegel bedrohten Inselstaat im Pazifik anspielt. Oder der Staubsauger, dessen Bürste aus Scherben einer Toilettenschüssel gebildet ist und Fragen der Nachhaltigkeit ebenso wie der prekären Situation von Reinigungskräften aufwirft. Oder der Basketball, der in einem gläsernen Netz stecken bleibt – Sinnbild für den gesellschaftlichen Stillstand durch Corona. „Fast jedes Objekt erzählt eine Geschichte, die Kunst aus Glas ist am Puls der Zeit“, betont Sven Hauschke, Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg und Initiator des 5. Coburger Glaspreises.

Führungen, Veranstaltungen und der im Museumsshop erhältliche zweisprachige Ausstellungskatalog bieten Hintergrundinformationen und vertiefen den eigenen Zugang zu der Thematik. Am Ausstellungsstandort Rödental kann man zugleich die prämierten Objekte der vergangenen vier Coburger Glaspreise bestaunen und in die Geschichte des modernen Glases seit den 1960er Jahren eintauchen.